Finnland: Veikkaus plant Verkleinerung zugunsten des Spielerschutzes
Posted on: 02/11/2019, 05:30h.
Last updated on: 01/11/2019, 06:55h.
Der finnische Glücksspielmonopolist Veikkaus Oy hat in einer Pressekonferenz am Donnerstag angekündigt, ab sofort mehr Verantwortung in Bezug auf problematisches Spielverhalten übernehmen zu wollen.
Zu diesem Zwecke wolle das staatliche geführte Unternehmen neue Ma?nahmen zum Spielerschutz einführen und seine Gesch?ftsfelder insgesamt verkleinern.
Trotz der zu erwartenden Profiteinbu?en müsse Veikkaus dringend handeln, um seinerseits etwas gegen die steigenden Zahlen Spielsüchtiger zu unternehmen.
Die Verantwortung des Monopolisten
Jedwede Form des Glücksspiels ist in Finnland seit jeher in staatlicher Hand und sowohl private finnische als auch im Ausland ans?ssige Glücksspielfirmen, insbesondere internationale Online Casinos, gelten im gesamten Land als illegal.
?hnlich wie in Norwegen ist auch die finnische Regierung der Ansicht, dass das Glücksspiel auf diese Weise am effektivsten kontrolliert werden und der bestm?gliche Spielerschutz gew?hrleistet k?nne.
Da der gesamte Glücksspielsektor Finnlands seit 2017 von einem alleinigen Unternehmen, dem staatlichen Glücksspielanbieter Veikkaus Oy, abgedeckt wird, lastet eine gro?e Verantwortung auf dem Unternehmen.
Das staatlich geführte Unternehmen Veikkaus Oy [Seite auf Englisch] wurde bereits 1940 als offizieller Anbieter für Lotterien und Sportwetten gegründet. Jahr 2017 fusionierte das Unternehmen mit dem vormals staatlichen Pferdewettanbieter Fintoto und der finnischen Spielautomaten Vereinigung Raha-automaattiyhdistys. Seither h?lt Veikkaus damit das gesamte finnische Glücksspielmonopol.
So sah sich Veikkaus in jüngster Zeit des ?fteren mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genügend für den Spielerschutz und gegen Spielsucht zu tun. Das Unternehmen selbst erkl?rt auf seiner Webseite, dass heute in Finnland knapp 3,3 % der Gesamtbev?lkerung von problematischem Spielverhalten betroffen sei.
Diese Zahl liegt damit deutlich über dem durchschnittlichen Anteil der meisten anderen europ?ischen L?ndern, unabh?ngig davon, ob ein Glücksspielmonopol vorliegt oder nicht.
Das Thema Spielsucht ist deshalb in Finnland zu einer wichtigen politischen Debatte geworden und der Druck auf Veikkaus steigt.
Weniger Angebote, strengere Kontrollen
Der Vorstandsvorsitzende und leitende Gesch?ftsführer von Veikkaus, Olli Sarekoski, hat in dem Zusammenhang am Donnerstag gegenüber der finnischen Presse die neueste Unternehmensstrategie vorgestellt.
Demnach wolle sich das Unternehmen auf der einen Seite verkleinern und auf der anderen Seite die Sicherheitsstandards aller legalen Glücksspielangebote anheben.
Zun?chst wolle Veikkaus nach und nach die Anzahl der im Land aufgestellten Spielautomaten verringern. Derzeit gebe es 18.500 durch Veikkaus betriebene Geldspielger?te.
Innerhalb der n?chsten sechs Jahre solle diese Zahl um insgesamt 40 % verringert werden. Im selben Zeitraum wolle das Unternehmen hingegen seine digitalen Glücksspielangebote deutlich ausbauen.
Ab sp?testens Januar 2021 sollen darüber hinaus verpflichtende Identit?tskontrollen in allen Bereichen des Glücksspiels eingeführt werden. Auf diese Weise solle vor allem Minderj?hrigen und gesperrten Spielern der Zugang zum Spiel verwehrt werden.
Auch im Bereich Marketing und Werbung seien ?nderungen geplant. Demnach sollen unter anderem die H?ufigkeit und die Inhalte der Werbung für Veikkaus-Produkte angepasst werden.
Gleichzeitig solle ein gr??erer Fokus auf die Bekanntmachung von Spielsucht-Hilfsorganisationen und Selbstausschluss-Programme gelegt werden.
Dilemmata und Profiteinbu?en
Doch die geplanten Ma?nahmen Veikkaus‘ k?nnten auf mehreren Ebenen auch Nachteile mit sich bringen. Bisher kommen die Einnahmen des staatlichen Glücksspielmonopols n?mlich vor allem wohlt?tigen Zwecken zugute.
Veikkaus sah sich demnach gezwungen abzuw?gen. Sarekoski erkl?rte dazu:
W?hrend der ?ffentlichen sozialen Diskussion wurde zu Recht mit Besorgnis angemerkt, ob es akzeptabel sei, dass jene, die sich in der sozial schw?chsten Position befinden, zum Wohle der Allgemeinheit leiden sollen. Die Tatsache, dass das Geld in die Gesellschaft zurückflie?t und insbesondere wohlt?tigen Zwecken zugutekommt, ist wahrscheinlich nicht genug, um die erschaffenen Probleme zu rechtfertigen.
Insgesamt erwarte Veikkaus deutliche Gesamtverluste im Bereich der Nettoeinnahmen. Wie hoch diese Verluste ausfallen werden, sei jedoch noch nicht genau einzusch?tzen.
Erst im September gab Veikkaus in seinem j?hrlichen Gesch?ftsbericht bekannt, dass die Ums?tze im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 2,1% gesunken seien. Ein weiterer dramatischer Umsatzeinbruch sei nicht auszuschlie?en.
Ob der verst?rkte Fokus auf das digitale Glücksspiel den Trend künftig abbremsen oder gar umkehren k?nnen wird, bleibt des Weiteren abzuwarten.
Im Hinblick auf die zuletzt harsche Kritik gegen das Glücksspielunternehmen dürften die Ma?nahmen jedoch beschwichtigend wirken.
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